Psalmlieder

Hebräer

Zur Form der hebräischen Psalmdichtung

Der Psalm-Poesie war das Dichten mit Versfuß, Reim und Strophe gänzlich fremd. Lamparter schreibt dazu im kulturellen Rückblick: dieser Zeit

Die Sprache des Psalters ... geht auf die Stilformen der altorientalischen Kultpoesie zurück und wählt die rhythmische Form. Der Rhythmus wird jedoch nicht vermittelst der Silben gebildet, wie dies bei den Liedern unseres Gesangbuchs der Fall ist, sondern durch die Aufreihung größerer Satzglieder. Zwei, zuweilen auch drei Satzreihen, die im Sinngehalt ... aufeinander abgestimmt sind, bilden zusammen einen Vers (parallelismus membrorum)" . [1]

Foto: Hebräer auf dem Ibscha Relief, Chnumhotep II.

Hebräer auf dem Ibscha Relief, Chnumhotep II.

Foto: Wikipedia/NebMaatRa

Die Psalmen sind also Parallelismus-Poesie. In manchen Bibelausgaben sind die Satzglieder (parallelen Membren) durch Schrägstrich getrennt. Auch andere Gebete der Bibel können mit Recht als Psalmen gelten, sofern sie dem Formprinzip des Parallelismus folgen. In der Luther-Bibel sind sie entsprechend gedruckt. So beispielsweise der Lobgesang des Mose (2. Mose 15) und der Lobgesang der Hanna (1. Samuel 2).

Es gibt fünf Parallelismus-Prinzipien. Wer sie näher kennenlernen möchte, sei auf zwei Quellen verwiesen:

1. Joerg Sieger, "Parallelismus“: Website von Joerg Sieger. Siehe dazu die unten angegebenen Anmerkung. [2]
2. Die im Rahmen der Psalmlieder-Edition "Wecken will ich das Morgenrot" erschienene Begleitausgabe "Anmerkungen und Erläuterungen" enthält das Kapitel „Helmut Lamparters Psalm-Lyrik im Spiegel hebräischer Parallelismus-Prinzipien“.

Hier werden die Parallelismus-Strukturen an ausgewählten Psalm-Vorlagen erklärt. Außerdem wird nachgewiesen, dass Lamparter bei seinen deutschen Nachdichtungen bemüht war, die hebräischen Parallelismen zu übernehmen, trotz der Umformung in Versfuß, Reim und Strophen. Deshalb boten sich seine Gedichte als Grundlage für die Komposition von Strophenliedern geradezu an. Näheres über das Verhältnis von Text und Musik sh. das Kapitel „Psalmen – Dichtung und Gesang mit überzeitlicher Tradition“ in dieser Homepage.

Quellen und weiterführende Literatur

[1] Helmut Lamparter: Das Buch der Psalmen I, Stuttgart 1977 (3. Auflage), S. 14f;
[2] Sieger unterscheidet:

  • den synonymen Parallelismus
  • den antithetischen Parallelismus
  • den synthetischen oder komplementären Parallelismus
  • den parabolischen Parallelismus
  • den stufenartigen Parallelismus, auch klimaktischer, repetierender oder tautologischer Parallelismus genannt

Siegers Definitionen sind kurz und prägnant; das jeweilige Prinzip ist anhand von Psalm-Beispielen belegt.