Die Psalmen
Was die Entstehung der Psalmen im Einzelnen betrifft, liegt manches im Dunkel, zumal wenn man die biblischen Angaben zur Verfasserschaft anzweifelt. Diesbezüglich gibt es selbst unter den Theologenschaften Zweifelnde, während andere die biblischen Verfasserangaben keineswegs in Frage stellen. Hauptsächlich ist es der grundsätzlich hinterfragende bibelkritische Ansatz bzw. die historisch-kritische Methode, die auch hier für Zweifel sorgt. Das hat zu Hypothesen geführt, die nicht ohne Widerspruch geblieben sind. So heißt es beispielsweise, dass die mit dem jeweiligen Psalm verbundenen Verfassernamen spätere Zuweisungen sein könnten. Auch müssten nicht alle Psalmen mit der Zuweisung „Ein Psalm Davids ...“ von König David stammen; denn die Übersetzung des hebräischen Texts ließe auch die Deutung zu, dass der betreffende Psalm dem großen Psalmbeter gewidmet sei. Andere Forscher gehen davon aus, dass die in der Bibel angegebenen Verfasserschaften durchaus authentisch sind. Zu bedenken ist, dass bei über 40 Psalmen kein Verfasser angegeben ist. – Der frühste Psalm-Dichter dürfte Mose gewesen sein (ca. 1350-1230), die jüngsten Psalmen wurden nach dem babylonischen Exil verfasst. Der Entstehungszeitraum von einem Jahrtausend (ca. 1250-250) dürfte realistisch sein.
Bezüglich der Entstehung des Psalters geht die Forschung davon aus, dass er in der uns bekannten Form um 200 v. Chr. vorlag. Ehedem waren „selbständige Teilsammlungen“ in Gebrauch. [1] und [2] Auch Lamparter geht davon aus:
„Die Sammlung ist in einem langen, wachstümlichen Prozess erfolgt ... Wir müssen also annehmen, dass zunächst mehrere Sammlungen geringeren Umfangs im Gebrauch und Umlauf waren ... Auf den letzten Sammler geht die Einteilung in fünf Bücher zurück ... Sie ist in deutlicher Einteilung an die Tora (5 Bücher Mose) erfolgt.“ [3]
Judith Friedrich hat herausgearbeitet, dass es sich bei dem Vergleich mit der Thora nicht bloß um formelle Entsprechungen handelt, sondern dass zwischen jedem der fünf benachbarten Paare inhaltliche Gemeinsamkeiten bestehen. [4]
Auch die dem Psalter voraus gehenden Psalm-Sammlungen hatten ihren festen Sitz im Gottes- bzw. Tempeldienst sowie im Leben der frommen Israeliten. Indem wir Psalmen lesen oder als Lieder singen, haben wir Teil an einer Jahrtausende alten Tradition. So sicher wir dessen sein können, so wenig wissen wir, wie die Psalmen etwa im Tempeldienst wirklich arrangiert waren und der musikalische Teil geklungen hat. Das ist uns – trotz aller forschenden Bemühungen – nicht mehr zugänglich.
Quellen und weiterführende Literatur
[1] Wikipedia: Buch der Psalmen
[2] Matthias Millard: Psalter. In: Das wissenschaftliche Portal der Bibelgesellschaft
[3] Helmut, Lamparter: Das Buch der Psalmen I, Stuttgart 1977 (3. Auflage)
[4] Judith Friedrich: Mit den Psalmen leben - Geistige Schriftauslegung. Website der Abtei Mariendonk in Grefrath