Psalmlieder

Helmut Lamparter - Leben, Wesen, Werk

Foto: Helmut Lamparter

Helmut Lamparter (1985)

Evangelischer Theologe, Seelsorger, Schriftsteller und Dichter (*1912 - †1991)

Helmut Lamparter war einer der wichtigsten evangelischen Theologen und Dichter der Nachkriegszeit. R. A. Neuschäfer fasst zusammen: „Als lutherisch, biblisch und seelsorgerlich orientierter Theologe prägte L. mehrere Generationen von Studenten und gewann sie für die Beschäftigung mit Bibel, Literatur und Zeitfragen. Als Vermittler ... hatte er insbesondere eine Einbettung biblischer Theologie in die Gegenwartsfragen im Blick.“ [1]

Bezeichnend für den Theologen und Seelsorger ist das reiche Literaturwerk, das aus fachlicher Sicht in den Kommentaren der Bücher Ruth, Hiob, Psalmen, Sprüche, Prediger, Hohelied, Jeremia, Klagelieder, Hesekiel, Nahum und den Apokryphen gipfeln dürfte, die er zu der großen Kommentar-Reihe „Die Botschaft des Alten Testaments“ beisteuerte.

Bemerkenswert ist auch Lamparters dichterisches Talent. Bei vielen Gelegenheiten fand es ernsthafte wie humorvolle Anwendung. Sein dichterischer Höhepunkt dürfte in der Verarbeitung der 150 Psalmen zu Gedichten zu sehen sein. Sie erschienen 1962 unter dem Titel „Wecken will ich das Morgenrot“ als gereimter Strophenpsalter im Calwer Verlag.

Überblick

Geburt & Jugend

(Mit freundlicher Unterstützung seiner Söhne, Dr. Jörg Lamparter und Dr. Ulrich Lamparter, sowie seines Neffen Helmut Elsäßer, Pfarrer a.D.)

1912 aus einer Kaufmannsfamilie hervorgegangen, zeichnen sich schon früh seine außerordentliche Begabung sowie seine Neigung zu einer akademischen Laufbahn ab. Nach seiner Einschulung mit fünf Jahren erfolgten alle schulischen und berufsvorbereitenden Abschlüsse so frühzeitig, dass er sein Examen in Evangelischer Theologie bereits mit 21 Jahren ablegt.

Mit dem Ziel, Pfarrer zu werden, beginnt er seine Vikariatszeit durch Betreuen einiger weitverstreuter Gemeinden der Württembergischen Landeskirche, wird aber 1935 wegen regimekritischer Äußerungen sicherheitshalber nach Oberschwaben versetzt.

Zweiter Weltkrieg

Helmut Lamparter mit einer Mutter Anna

Helmut Lamparter mit seiner Mutter Anna um 1943

1940 zum Waffendienst eingezogen, befindet er sich von 1941 bis zum Kriegsende im Fronteinsatz, überwiegend in Russland. Einmal schwer verwundet, entgeht er dem Tod nur knapp. Danach arbeitet er als Sanitätsgefreiter, doch ebenfalls an vorderster Front. Keine Waffe mehr führen zu müssen, kommt ihm aus ethischen Gründen sehr entgegen. Er wird wegen Tapferkeit bei der Bergung Verwundeter ausgezeichnet.

Nach seinem eigenen Empfinden hat er den Krieg Dank göttlicher Gnade überlebt. Das pflegte er immer wieder deutlich zu machen, aber ansonsten sprach er kaum über seine Kriegserfahrungen. Trost suchte und fand er in Gottes Wort, besonders im Psalter. Die gefühlte Nähe Gottes und zu Gott sowie das intensive Eintauchen in die Psalmen führt bereits in schwerster Zeit zu deren Bereimung. Diese Erstfassung überarbeitet er im nachfolgenden Jahrzehnt. Das Ergebnis erscheint 1962 als Gedichtband im Calwer Verlag unter dem Titel „Wecken will ich das Morgenrot – Ein Psalter“.

Flucht und Nachkriegsjahre

Der Kriegsgefangenschaft kann er entkommen, weil es ihm gelingt, in Ulm vom fahrenden Zug zu springen. Über die schwäbische Alb schlägt er sich nach Mittelstadt bei Reutlingen durch, um seine dort lebende Schwester Elsa Elsäßer mit ihrem kleinen Sohn Helmut aufzusuchen. Sie wohnt im Pfarrhaus, weil ihr Mann in Mittelstadt Pfarrer gewesen war. Doch wurde er beim Kampf um Stalingrad schwer verwundet und starb in einem Lazarett in Rostow am Don. Dessen Pfarrstelle kann der heimgekehrte Schwager übernehmen. Im zuständigen Dekanat rät man ihm dringend, schon am Sonntag darauf den Predigtdienst aufzunehmen; denn wenn er auf der Kanzel stehe, werde niemand nach dem Entlassungsschein fragen ...

In dieser Nachkriegssituation ist es ein denkbar glücklicher Umstand, dass der Patenonkel Helmut für den Neffen praktisch Vaterstelle einnimmt und alle drei im Pfarrhaus wohnen können, die junge Mutter und Kriegswitwe, ihr kleiner Sohn, sowie ihr heimgekehrter Bruder. Das wäre bei anderweitiger Besetzung dieser Pfarrstelle kaumt möglich gewesen. So ergab sich eine Reihe glücklicher Fügungen, was auch für die Folgejahre gilt. In dieser Zeit arbeitete Helmut Lamparter u.a. bereits an den Kommentaren zum Buch Hiob und zu den Psalmen, die neben anderen seiner Auslegungen in der Reihe „Die Botschaft des Alten Testaments“ im Calwer Verlag erschienen sind.

Helmut Elsäßer berichtete anlässlich der Trauerfeier für seinen geliebten Onkel und "Ersatz-Vater" im Jahre 1991:

„Diese erste Zeit nach dem Krieg war eine besondere Zeit. Er [sein Onkel – Vf.] hat später öfter davon gesprochen. Ihm selbst war gewissermaßen das Leben neu geschenkt. Er hatte im Krieg Schreckliches durchgemacht ... Davon hat er allerdings nur selten gesprochen. Sein Grundsatz war: ‚Ich vergesse, was dahinten ist und strecke mich aus nach dem, was vorne liegt’ (Phil. 3.13)."

Familie Lamparter

1950 kommt es zur Eheschließung mit der Pfarrerstochter Lore Maußhardt aus Sindelfingen. 1951 erblickt der Sohn Ulrich und 1953 sein Bruder Jörg das Licht der Welt.

1955 kommt es zur Auflösung der glücklichen Hausgemeinschaft im Pfarrhaus Mittelstadt, weil Helmut Lamparter eine Dozentenstelle am Pädagogischen Institut Stuttgart antritt.

Lebensdaten

Der Schüler Helmut Lamparter

Der Schüler Helmut Lamparter um 1929

  • 1912: Geburt in Reutlingen.
  • 1918 - 1930: Schulzeit mit Abiturabschluss.
  • 1926-1930 besuchte er bereits die evangelischen Seminare in Schöntal und Urach.
  • 1930 - 1934: Studium der evangelischen Theologie in Tübingen, Marburg und schließlich in Bonn, wo er mit Karl Barth in Kontakt trat.
  • 1934 bis 1938: Vikariat; er bediente verschiedene Kirchengemeinden der Württembergischen Landeskirche.
  • 1939: Promotion. Dissertation über „Luthers Stellung zum Türkenkrieg“, erschienen 1940 in München.
  • Von 1940-1945 diente er im 2. Weltkrieg als Sanitätsgefreiter, überwiegend im Fronteinsatz in Frankreich und Russland. Wegen mehrerer Verwundung und Erkrankungen drei Lazarettaufenthalte.
  • 1943: Erlebt den Luftangriff auf Kassel mit.
  • 1945-1955: Pfarrer in der Gemeinde Mittelstadt bei Reutlingen.
  • 1955-1962: Dozent am Pädagogischen Institut Stuttgart.
  • 1962: Professur. Mit Erhebung des Pädagogischen Instituts zur Pädagogischen Hochschule und ihrer Verlagerung nach Ludwigsburg wurde er 1962 Professor und wirkte in Ludwigsburg bis zu seiner Pensionierung 1977. Außerdem erfolgte von der Mitte der 50er bis zur Mitte der 80er Jahre eine reiche Vortrags- und Predigttätigkeit sowie umfangreiches Literaturschaffen.
  • 1991: In Tübingen gestorben.

Der Mensch Helmut Lamparter

Weitere Einblicke zu Helmut Lamparter aus der Sicht naher Verwandter und Wegbegleiter finden Sie unter "Der Mensch Helmut Lamparter"